EXKLUSIV INTERVIEW MIT HUSSAIN ABDULLAH.

 

Hussain Abdullah in Adana, Türkei.
(Foto zur Verfügung gestellt von Hussain Abdullah.)

 

Am 20.01.2013 habe ich von Herrn Hussain Abdullah ein Interview per Mail bekommen.
Hussain Abdullah arbeitete als Stuntmen in SKYFALL.

 
Klaus Gericke: Hussain, wie hast Du den Job in SKYFALL bekommen? Gab es ein Casting?
Hussain Abdullah: Den Job habe ich Fatih Ugurlu, dem türkischen Stuntkoordinator zu verdanken. Ich kenne ihn seit einigen Jahren via Facebook. Er hat viel Stuntarbeit in Hongkong und China gemacht (wo er unter anderem auch Christian Bale doublete). Vor zwei Jahren lernte ich dann Fatih persönlich kennen, weil er mit seinem Stuntteam „Team Max“ die Action für meinen ersten Langfilm machen sollte. Damals lernte er mich als Autor und Regisseur kennen. Etwa ein Jahr später erzählte er mir, dass man nah dran sei Bond für ein drittes Mal in die Türkei zurückzuholen und er in diesem Falle mit seinem Stuntteam für die Action verwendet werden würde. Es kam wie es kam und Fatih brauchte noch viele Stuntleute. Als mein Schwager Ümit Demirbas, der schon an Board des Projekts war, Fatih dann mein Stunt-Showreel zeigte, war dieser überrascht. Er dachte ich wäre „nur“ Autor und Regisseur und sofort bot er mir den Job als Stunt Performer bei Bond an. Da sagte ich natürlich sofort zu. Ein Casting gab es in diesem Sinne nur bei Ankunft in Adana, wo Ben Collins jeden einzelnen von uns im Stuntfahren testen musste. Driften, Slalom etc. Zwei Jungs wurden wieder nachhause geschickt. Sie waren zwar sehr gut in Sachen Bodystunts, aber ihnen ist das Auto während des Tests abgesoffen. Sowas darf während den Dreharbeiten natürlich nicht passieren.

K.G.: Warst Du „NUR“ für Stunts vor Ort, oder hattest Du auch eine kleine Rolle im Film?

Hussain Abdullah: Eine Rolle hatte ich nicht. Unter den paar Malen wo man mich ganz klein und kurz sehen kann ist allerdings ein Moment dabei, in dem ich etwas länger und näher zu sehen bin. Wen es interessiert: Nachdem Bond in den aufgerissenen Zug springt und die Kamera von frontal auf „von hinten“ umschneidet bin ich ganz vorne und gucke ihn total verdutzt an.

K.G.:
Wie viele Drehtage hattest Du und wo genau hast Du gedreht?
Hussain Abdullah: Insgesamt war ich für die Dreharbeiten drei Monate in der Türkei. Gedreht wurde in Adana und in Istanbul und zwar in folgender Reihenfolge: Adana, Istanbul, Adana.

K.G.:
Wie war die Zusammenarbeit mit Sam Mendes, Gary Powell, Ola Rapace, Naomie Harris und Daniel Craig?
Hussain Abdullah: Sam Mendes und Daniel Craig kamen nach ca. 6 Wochen. Sie waren noch mit Dreharbeiten in London beschäftigt, während wir in der Second Unit unter Stuntkoordinator Gary Powell und Second Unit Director Alexander Witt arbeiteten. Alexander Witt ist ziemlich cool. Er ist auch gelernter Kameramann und hat sehr viel selbst gemacht, wie z.B. am Set fegen o.ä. Einmal wartete er auf seinem Kamera-Dolly und ich stand mit meinem Schwager Ümit und meiner Frau Inci Demirbas (die auch als Stunt Performerin mitgearbeitet hat) direkt neben ihm. Wir unterhielten uns auf Deutsch und er wurde hellhörig. Er ist zwar in Chile geboren und aufgewachsen, aber spricht perfekt Deutsch. Er hat sich gefreut, dass auch Leute aus Deutschland an dem Film arbeiten.
Sam Mendes und Daniel Craig waren sehr zurückhaltend. Unterhalten habe ich mich nur einmal kurz mit einem von Craigs Bodyguards. Der war recht freundlich, als er mir erklärte weshalb Daniel nicht möchte, dass man ein Foto mit ihm macht. Was Sam Mendes angeht: Er arbeitete ganz anders als Alexander Witt. Witt hat sich mit einer Kamera auch mal unter einem springenden Motorrad positioniert. Sam Mendes hingegen war die meiste Zeit in seinem Zelt bei seinen Monitoren. Er hat es eigentlich nur verlassen um den Hauptdarstellern Regieanweisungen zu geben. Ich sage nicht, dass es so schlechter oder besser ist. Jeder Regisseur hat seinen Stil zu arbeiten. Ich glaube Mendes war sehr darauf bedacht, was wir letztlich auf der Leinwand sehen und darum geht es ja auch letztlich bei einem Film.
Gary Powell war während den Dreharbeiten streng. Das ist gerade bei Actionszenen notwendig, damit alles sicher abläuft.
Ola Rapace hat stets gegrüßt. Naomie Harris war eher distanziert und hat auch dann nicht gegrüßt, wenn man ihr mal abends in Adana auf der Straße begegnet ist. Ich glaube sie wusste gar nicht, wer wir sind.
Dasselbe Gefühl kam auch bei Daniel Craig auf, als er mal im Zug versuchte mir in Zeichensprache zu erklären, dass ich ihn ansehen sollte und nicht in die Kamera.
Ich lächelte und scherzte: „Try English.“ Er hat gelacht und sagte „Sorry, I thought you were an extra“. Es ist schon merkwürdig, wenn man wochenlang jeden Tag mit dem Hauptdarsteller am Set arbeitet und dann bemerkt, dass dieser jedoch nie so wirklich Notiz von Dir genommen hat.

K.G.:
Du gehörst nun zur Bond Familie. Wie wurdest Du aufgenommen?
Hussain Abdullah: Wow, gehöre ich wirklich zur Bond-Familie? Irgendwie ist mir das überhaupt nicht so richtig bewusst. Freundlich waren eigentlich alle. Ich habe Freundschaften knüpfen können. Mit den meisten der Stuntleute und mit vielen der Crew-Mitglieder bin ich jetzt über Facebook befreundet und ab und zu schreibt man sich. Barbara Broccoli war auch öfters am Set und sie hat auch immer freundlich gegrüßt.

K.G.:
Gibt es eine witzige Geschichte, die bei den Dreharbeiten passierte?
Hussain Abdullah: Mehrere. Aber hier ist eine. In einem islamischen Land wird fünf Mal täglich der Adhaan, der Ruf zum Gebet, von sämtlichen Moscheen ausgerufen. Das hat beim Dreh jeden Tag für kleine Pausen gesorgt, woran sich aber schon alle gewohnt hatten. Einmal standen wir vor der Neuen Moschee in Istanbul wo die Marktplatz-Szene gedreht wurde. Das Ton-Department brauchte noch eine Atmo-Aufnahme. Wer schon mal an einem Set gearbeitet hat, weiß, dass dafür absolute Ruhe benötigt wird. Jetzt versuche mal 500 Komparsen ruhig zu bekommen! Als es nach einer halben Stunde so weit war, dass alle ruhig waren und der Ton-Meister und der Ton-Angler die Atmo endlich aufnehmen konnten, hieß es „three, two, one, action“. Doch genau in diesem Moment ging der Gebetsruf der Moschee los, der durch die ganze Gegend hallte. 500 Komparsen und 200 Leute restlicher Crew sind in ein einziges Lachen ausgebrochen.

K.G.:
Würdest Du gerne noch mal in einer 007 Produktion mitspielen?
Hussain Abdullah: Wenn ich nochmal mit solch einer Gelegenheit gesegnet werden sollte, natürlich.

K.G.:
Gefallen Dir die James Bond Filme und welcher der Reihe ist Dein Lieblingsfilm?
Hussain Abdullah: Oh ja. Bond-Filme begleiten mich nun schon seit meiner frühen Kindheit. Ich glaube die flimmerten bei mir zuhause über den Fernseher, seit ich vier bin. Hab alle DVDs (überlege auf Bluray aufzurüsten) inklusive dem originalen „Casino Royale“, sowie dem inoffiziellen „Sag niemals nie“. Mein Lieblings-Bond-Film? Ich schwanke zwischen „Man lebt nur zweimal“ und „Leben und sterben lassen“.

K.G.: I
ch bedanke mich recht herzlich bei Herrn Abdullah, daß Er sich die Zeit nahm um diese Fragen zu beantworten und das ich sie hier online stellen durfte.
 

Hussain Abdullah am  Giaurdere-Viadukt.
Eisenbahnbrücke in der Türkei in der Provinz Adana.
(Foto zur Verfügung gestellt von Hussain Abdullah.)

 

Hussain Abdullah ist am 09. Juni 1984 in Köln geboren.

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